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Der richtige Zeitpunkt zum Investieren: Jetzt.

Volt News
15.03.2022 Lesezeit: 3 Minute(n)
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Das „Market Timing”, also genau den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, um von einem Kursanstieg oder Einbruch zu profitieren, wird unter Anlegern oft als Königsdisziplin des Investierens gehandelt. Ein Blick in die Vergangenheit lässt jedoch schnell erkennen, dass dies eher ein Mythos, als eine Disziplin ist. Denn so recht meistern konnte sie bisher niemand. Selbst Anlageprofis scheitern immer wieder am Timing der Märkte. Wie also lässt sich zu einem angemessenen Risikoverhältnis dauerhaft Rendite generieren? Auch hier gibt ein Blick in die Geschichte Aufschluss: Ein langer Anlagehorizont und rigorose Disziplin haben bisher am verlässlichsten zur Rendite geführt – unabhängig davon, wann investiert wurde. Anders gesagt: Jeder Zeitpunkt könnte der richtige sein, um anzulegen.

Geld anlegen, aber wann?

Das Auf und Ab an den Aktienmärkten verführt viele Anleger dazu, durch aktives Handeln die Rendite maximieren zu wollen. Wer Wertpapiere kauft, bevor die Börse zum Höhenflug ansetzt, kann viel Geld verdienen.

Theoretisch – denn so simpel dieses „Market Timing” auch klingt, so schwierig ist es umzusetzen. Selbst der namhafte Börsenexperte John C. Bogle, Gründer von The Vanguard Group, musste gestehen, dass nach 50 Jahren an den Märkten weder er noch andere Experten, die er kenne, den Markt langfristig erfolgreich hätten übertreffen können.

Wann steigen und sinken Aktien?

Es gibt viele Faktoren, die einen Einfluss auf die Börsenkurse haben: Überraschend gute oder schlechte Wirtschaftsdaten, technologische Innovationen, eine Pandemie, der Vertipper eines Aktienhändlers, und manchmal auch Betrugsskandale. Um die Kursentwicklung so gut wie möglich einschätzen zu können, beschäftigen sich tagtäglich Heerscharen von Marktexperten und Börsengurus damit, historische Kursbewegungen, Wirtschaftsdaten und Unternehmensberichte zu analysieren. Oft können sie dadurch eine gute Prognose über den allgemeinen Trend abgeben. Der genaue Zeitpunkt eines Crashs oder eines starken Anstiegs bleibt jedoch ungewiss.

Selbst Krisengewinnern, deren Erfolg auf «Market-Timing» beruht hat, dürfte man ein glückliches Händchen nachsagen. Der Hedgefonds-Manager Michael Burry, dessen Rolle in der Finanzkrise von 2008 im Film The Big Short verewigt wurde, war einer der wenigen, die den Kollaps des US-Immobilienmarktes vorausgesehen hatten. Entsprechend früh fing er an, sich gegen die Immobilienblase zu positionieren. Zu früh – er hatte den Zusammenbruch des Immobilienmarktes bereits 2005 erwartet. Seine Wette hätte ihn fast seinen Hedgefonds gekostet.

Anlagedauer ist wichtiger als der Anlagezeitpunkt

Wenn es schon für Anlageexperten schwierig ist, den richtigen Zeitpunkt zu bestimmen, dann ist es für Privatanleger nahezu unmöglich. Eine wertvolle Erkenntnis, die im besten Fall zu einer weiteren führt: Gewinnbringender als der Versuch, den perfekten Moment abzupassen, ist schlussendlich nur ein langer Anlagehorizont – also „Time in the Market”. Natürlich ist die Rendite höher, wenn man an einem Tiefpunkt einsteigt, doch auf diesen Tiefpunkt zu spekulieren, lohnt sich kaum.

Ein Beispiel von der Vergleichsplattform moneyland.ch: Eine Anlage von 10'000 Franken in den Schweizer Aktienindex SMI Anfang 2008 hätte bis Ende 2020 eine Rendite von 5,15 Prozent pro Jahr gebracht. Der angelegte Betrag wäre auf 19'201.71 Franken gestiegen. Das ist eine ansehnliche Rendite, wenn man bedenkt, dass der Einstieg zur damaligen Zeit auf einem relativ hohen Niveau erfolgt wäre und in diesem Zeitraum die Finanzkrise, die Eurokrise und die COVID-Pandemie die Finanzmärkte erschütterten.

Von Disziplin und Irrationalität

Warum sind dennoch so viele Anleger dazu verleitet, durch das perfekte Timing den Markt zu schlagen? Die Ursache liegt in der menschlichen Psychologie. Gehen die Kurse rauf, herrscht Euphorie, gehen sie runter, entfacht Panik. Die Emotionen gehen auf Achterbahnfahrt. Es ist eben schwierig, untätig zuzusehen, wenn in einer Schwächephase der Wert einer Anlage möglicherweise unwiederbringlich dahinschmilzt. Das Gleiche gilt für einen Anstieg. Die so genannte «Fomo» setzt ein - die «Fear-Of-Missing-Out» - worauf viele Anleger impulsartig investieren, nur um nachfolgend festzustellen, dass der Kurs seinen Höhepunkt schon erreicht hatte.

Die Achterbahn der Gefühle von Investoren

 

Ein ganzer Forschungszweig, die Verhaltensökonomie, beschäftigt sich mit dem irrationalen Verhalten von Anlegern. Viele der in der Forschung untersuchten Verhaltensweisen wie Selbstüberschätzung, Herdenverhalten und die Angst, eine Anlageentscheidung später zu bereuen, erklären, warum es allein aus psychologischer Sicht fast unmöglich ist, sein Geld zum genau richtigen Zeitpunkt anzulegen.

Doch wie hält man beim Geldanlegen seine Gefühle im Zaum? Der lange Anlagehorizont wurde bereits erwähnt. Hinzu kommt die Disziplin, den einmal eingeschlagenen Weg nicht aufgrund kurzfristiger Kursausschläge und den eintretenden Emotionen zu verlassen. Gerade wer sein Vermögen langfristig anlegen möchte, sollte den Blick vom täglichen Börsengeschehen lösen, und sich auf zukunftsträchtige Anlagethemen konzentrieren. Themen wie zum Beispiel die fortschreitende Digitalisierung oder Nachhaltigkeit, die auf lange Sicht Potenzial bieten.

Fazit: Lieber heute investieren als morgen

Nicht einmal Anlageexperten erwischen immer den richtigen Zeitpunkt, um ein- oder auszusteigen. Ein langfristiger Anlagehorizont und Disziplin, die festgelegte Strategie beizubehalten, haben bisher zur verlässlichsten Rendite geführt.

Dabei ist unerheblich, zu welchem Zeitpunkt investiert wurde. Langfristig haben sich breit gestreute Geldanlagen fast immer rentiert. Man kann das Ganze auch folgendermassen betrachten: Je früher man sein Geld anlegt, umso länger kann man investiert bleiben.