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Alternative Anlagen: Jetzt in Rohstoffe investieren?

Volt News
18.08.2022 Lesezeit: 5 Minute(n)
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  • Rohstoffe sind natürliche oder in der Natur entstandene Ressourcen, die in zahlreichen Produkten unseres Alltags stecken. Dazu gehören Erdöl, Erdgas, aber auch Metalle und landwirtschaftliche Erzeugnisse.
  • Anleger investieren in Rohstoffe, da sie einen wertvollen Schutz im Portfolio bieten.
  • Zwei Entwicklungen sprechen dafür, dass sich Rohstoffe auch künftig zur Diversifizierung und Renditesteigerung von Portfolios eignen werden.

 

Wenn das Marktgeschehen einer Achterbahnfahrt gleicht, blicken viele Investoren auf Alternative Anlagen («Alternatives»). Aufgrund ihrer speziellen Eigenschaften werden diese oft zur Diversifizierung in Portfolios eingesetzt. Allerdings ist jede Alternative Anlage anders und kann sich je nach Marktsituation individuell entwickeln, weshalb sich manche Investoren nicht an sie herantrauen. Dabei bieten «Alternatives» bei richtiger Investmentstrategie einen wertvollen Schutz sowie die Chance auf zusätzliche Rendite. Zu den Alternativen Anlagen zählen auch Rohstoffe, die zu Beginn des Jahres stark zugelegt haben. Daher stellt sich die Frage, ob es langsam nicht an der Zeit ist, in Rohstoffe zu investieren. Denn so wie es aussieht, dürften die sogenannten «Commodities» auch weiterhin gefragt bleiben.

Was sind Rohstoffe?

Hierbei handelt es sich um in der Natur entstandene oder daraus gewonnene Ressourcen, welche als Grundlage verschiedener Güter dienen. Obwohl diese Definition eine Vielzahl an Rohstoffen einschliesst, lassen sich diese gut in drei Gruppen aufteilen:

 

Rohstoffe Kategorien

 

Landwirtschaft: Die sogenannten «Agrarrohstoffe» umfassen landwirtschaftliche Erzeugnisse, die in der Regel für die Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln eingesetzt werden. Dazu zählen primär Getreide, Obst und Gemüse, aber auch tierische Produkte wie Fleisch, Milch und Eier. Weitere wichtige Rohstoffe dieser Kategorie sind Ölpflanzen, Baumwolle, Kakao, Kaffee und Zucker.

Energie: Ressourcen wie Erdöl, Erdgas, Kohle und Wasserstoff gehören zu den wichtigsten Energieträgern. Dabei dient Ersterer nicht nur als Basis für Automobilkraftstoff, Flugzeugkerosin oder Heizanlagen. Vielmehr steckt Erdöl in zahlreichen Kunststoffen, welche die moderne Industriegesellschaft prägen: sei es im Smartphone, in der Kaffeetasse, den Schuhen oder der Bekleidung.

Metalle: Darunter fallen einerseits Industriemetalle wie Aluminium, Blei und Eisen – wobei Eisen einen zentralen Rohstoff für die Stahlproduktion ausmacht. Andererseits umfasst die Kategorie auch Edelmetalle wie Gold, Platin und Silber. Edelmetalle werden häufig als Investment in Krisenzeiten herangezogen, da diese das Potential haben, sich gegenläufig zum Markt zu entwickeln.

Warum lohnt es sich, in Rohstoffe zu investieren?

Rohstoffe werden nicht ohne Grund als «Dark Horse» in Bärenmärkten bezeichnet: Sie werden oft als Diversifizierer in Portfolios eingesetzt, da sie sich in der Vergangenheit auch in Zeiten der Inflation sowie in geopolitischen Krisen positiv entwickelt haben. Weil Rohstoffe für einen Grossteil unserer täglich benötigten Güter unabdingbar sind, hält sich deren Preisfluktuation oft in Grenzen. Doch die gegenwärtige Situation deutet darauf hin, dass sich Rohstoffe in naher Zukunft anders entwickeln könnten als erwartet.

Rohstoffe könnten bald mehr als nur einen stabilisierenden Effekt auf diversifizierte Portfolios haben: ein neuer «Superzyklus» könnte ihnen bevorstehen. In einer gewöhnlichen Marktdynamik wird die wachsende Nachfrage mit der Steigerung der Produktion ausgeglichen. Das Angebot wird also entsprechend der Nachfrage erhöht, womit diese bedient wird und die Preise sinken. Bei einem Superzyklus hingegen kann die Nachfrage nicht gedeckt werden und die Rohstoffpreise ziehen über Jahre oder gar Jahrzehnte hinweg an. Weshalb dieses Szenario aktuell wahrscheinlicher wird, dürfte zwei Hauptgründe haben.

1. Grund: Rohstoffe für Elektrifizierung immer stärker gefragt

Die EU hat das «Fit for 55»-Klimapaket verabschiedet, welches verschiedene Gesetzesvorschläge zur längerfristigen CO2-Reduktion enthält. Eines davon betrifft die Mobilität: So dürfen ab dem Jahr 2035 keine Personenwagen mit Benzin- oder Dieselantrieb produziert werden. Grund für diesen Beschluss ist unter anderem die hohe Umweltbelastung durch den Strassenverkehr. Rund 20 Prozent der Treibhausgasemissionen in der EU werden in diesem Bereich verursacht. Entsprechend soll die Massnahme des EU-Parlaments dazu beitragen, den gesamten Ausstoss von Treibhausgasen bis ins Jahr 2030 um 55 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 zu reduzieren. Schliesslich soll die EU bis 2050 ihrer eigenen Definition nach klimaneutral werden. Diese Entscheidung dürfte auch den Verkauf von Elektrofahrzeugen in den nächsten Jahren ankurbeln, wie die untenstehende Grafik zeigt.

Weltweit verkaufte Elektrofahrzeuge im Vergleich zu allen verkauften PKW

 

Weltweit verkaufte Elektrofahrzeuge im Vergleich zu allen verkauften PKW

 

Einige der betroffenen Player scheinen sich bereits auf die Elektrifizierung vorzubereiten. VW empfindet das Vorhaben der EU als «ambitioniert, aber umsetzbar». Einen Schritt weiter geht Mercedes: die Stuttgarter sind schon ab dem Jahr 2030 bereit, unter Umständen komplett auf E-Fahrzeuge umzusteigen.

Doch das Verbot von Neuwagen mit Verbrennungsmotor wirkt sich nicht nur auf die Automobilbranche aus, sondern zieht weitreichende Veränderungen für Grossteile der Industrie nach sich. Die flächendeckende Elektrifizierung ruft ganze Infrastruktur- und Energieunternehmen sowie neue Zulieferer auf den Plan. Zudem müssen für das Erreichen der Ziele von «Fit for 55» noch verschiedene Reglemente ausgearbeitet werden und schliesslich in Kraft treten.

Das Programm der EU dürfte sich in einem zweiten Schritt auch auf Staaten abseits des Bündnisses auswirken. Südkorea, Israel, Japan und Kanada schliessen sich schon jetzt an und planen, frühestens ab 2025 einen Stopp für die Herstellung von treibstoffgetriebenen Kleinwagen einzuführen.

Die Tragweite dieses EU-Beschlusses ist also immens und dürfte daher die Nachfrage nach Rohstoffen, die zur Elektrisierung notwendig sind, nachhaltig erhöhen.

2. Grund: Auch fossile Rohstoffe bleiben knapp

Schon länger sind Rohstoffe knapp, was auch Endkonsumenten in diversen Bereichen zu spüren bekommen. So konnte man in letzter Zeit vermehrt beobachten, dass gewisse Waren wie Elektronik und Holzprodukte teurer geworden sind, Produkte nicht verfügbar sind, oder Kunden lange Lieferzeiten in Kauf nehmen müssen. Obwohl dies schon seit dem Eintritt der Covid-19-Pandemie im Jahr 2020 zur Normalität geworden ist, verschärfen heute der Krieg in der Ukraine sowie die Zero Covid-Policy Chinas diesen Effekt. Dies führt schliesslich dazu, dass knappe Ressourcen noch knapper werden und die Inflationsrate, und damit auch der Preis, den Konsumenten für Waren und Dienstleistungen zahlen, trotz Bemühungen der Regierungen und Zentralbanken weiterhin erhöht bleiben dürfte.

Staaten wie China, Russland und Ukraine sind wichtige Lieferanten für zahlreiche Rohstoffe: Entsprechend befinden sich Unmengen an fossilen Energieträgern wie Erdöl, Erdgas, Kohle, aber auch Metalle wie Stahl, Aluminium und Nickel sowie Agrarrohstoffe in den Händen dieser Länder. Wann nämlich China die Tore für den Güterverkehr vollständig öffnet und sich die Lage in der Ukraine wieder stabilisiert, bleibt weiterhin unklar.

Somit ist der Bezug diverser Rohstoffe aus Russland und China limitiert oder gar nicht möglich. Zugleich gibt es keine Antwort darüber, wie der dadurch entstandene Rohstoffmangel unmittelbar gedeckt werden kann. Denn der Bezug von fossilen Rohstoffen aus anderen Ländern kann den gegenwärtigen Ausfall nicht vollständig kompensieren. Die Etablierung von alternativen Energieträgern würde viel Zeit in Anspruch nehmen, so dass diese Option ebenfalls nicht als kurzfristige Lösung in Frage kommt. Ein steigender Bedarf von Rohstoffen für die alternative Energieerzeugung und die Elektrifizierung des Strassenverkehrs trifft also auf eine Verknappung von fossilen Energieträgern wie Öl und Gas.

Daher scheint vieles dafür zu sprechen, dass die Knappheit der meisten energierelevanten Rohstoffe andauern wird und deren Preise ihren Höhenflug bis auf weiteres fortsetzen dürften.

Fazit: Die Zukunft der Rohstoffe

Nicht nur im gegenwärtigen «Bärenmarkt» scheint es viele Gründe dafür zu haben, weshalb Anleger in Rohstoffe investieren. Künftig dürfte die Entscheidung der EU zu einer Wertsteigerung bei jenen Rohstoffen führen, die für den flächendeckenden Umstieg auf Elektromobilität notwendig sind. Dies betrifft vor allem Edelmetalle und seltene Erden, die als Leiter dienen oder für Akkutechnologien benötigt werden. Das Auslaufen der «Benziner» bedeutet aber nicht, dass der Preis von Öl und Gas nachlassen wird. Vielmehr dürfte die Nachfrage für fossile Rohstoffe aufgrund der bestehenden Energieknappheit durch Chinas Zero Covid-Policy sowie dem Krieg in der Ukraine weiterhin hoch bleiben. Ein flächendeckender Umstieg auf nachhaltige Energien benötigt nämlich noch viel Zeit. So dürften sich Commodities in den kommenden Jahren unabhängig von den Märkten zur Diversifizierung und Renditesteigerung von Portfolios eignen.

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In Rohstoffe investieren

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